Miese Betreuung in der Schwangerschaft – die durchgedrehte Ärztin und ich

Da sitze ich also zum wiederholten Mal und versuche die Aufmerksamkeit meiner Ärztin auf mich zu lenken. Sie starrt in den Computer. Der scheint jedesmal genauer zu wissen, was ich brauche und wie es mir geht, als ich selbst, denn ich werde in den unter-fünf-Minuten-Terminen eher wenig beachtet.

Seit einigen Terminen bin ich wirklich verwirrt, meine ehemals empathische aufgeschlossene Ärztin, scheint in dem Moment, in dem ich sie wirklich einmal bräuchte, ihren Job nicht besonders zu mögen. Irgendwie ist sie nicht richtig da in letzter Zeit. Das Problem ist nur, dass ich ja trotzdem da bin und verdammt noch mal Hilfe brauche, nach monatelanger Hyperemesis, die sich in keiner Weise verflüchtigen will. Ich werde Woche für Woche neu krankgeschrieben und komme nicht zur Ruhe. Ich frage immer wieder danach, welche Optionen es gibt, für den Fall, dass sich keine Besserung einstellt. Die Antwort lautet: Keine. Wird schon weggehen. Oder: Das bleibt jetzt bist zum Schluss so, das ist Pech.

Das ist wenig hilfreich. Meine Werte werden auch nicht besser, von meiner Laune ganz zu schweigen. Ich gehe generell schon nicht gern zum Arzt, inzwischen krieg ich aber schon Plack bei dem Gedanken an den nächsten Termin. Jedesmal, wenn ich zugeben muss, dass es immer noch nicht besser geworden ist, fühle ich mich wie eine Hochstaplerin. Kein Ratschlag, kein gemeinsames Überlegen was man machen könnte, stattdessen das Gefühl mich entschuldigen zu müssen, schon wieder da zu sein. Als ich beim Ultraschall husten muss (Erkältung), bricht sie ihn mit den Worten „dann bleibt´s eben“ einfach ab und ich starre da so dumm in die Welt und kann gar nichts sagen. Ich bin ja wirklich nicht auf den Mund gefallen, aber hier fällt mir nichts zu ein. Wo ist denn die Frau hin, die früher meine Ärztin war? Die hätte sich so nie verhalten. Das kann jetzt natürlich tausend nachvollziehbare Gründe haben, aber es hilft ja nichts, ich brauche Hilfe und Rat und irgendwie ist das ja auch ihr Job also muss ich es wohl nachdrücklicher versuchen. Also sage ich ihr beim nächsten Termin, dass ich heute unbedingt eine mögliche Perspektive brauche, die Information darüber, welche Optionen ich habe – ob ich überhaupt Optionen habe und dass mir das heute sehr wichtig ist, dass sie mir zuhört, weil ich die letzten Male das Gefühl hatte, dass sie eben das nicht getan hat. Ich bin sehr froh, dass bei diesem Termin mein Mann dabei ist, denn sonst würde ich wohl kaum glauben dass meine Ärztin im nächsten Moment hochrot anläuft und mich auf 360 anfährt, dass sie immer zuhören würde. Es folgt eine unfassbare Tirade und auf meinen Einwand – Was genau jetzt passiert wäre, ich versuche doch nur meine Situation zu klären – scheißt sie mich zusammen „Jetzt rede ich!“. Es folgt ein Monolog, der mit mir gar nichts zu tun hat, irgendwelche aus dem Zusammenhang gerissenen Argumentationen und Vorwürfe und jeder Versuch von mir, mich zu äußern wird direkt unterbrochen. Bis ich dann schwanger mit meinem vierten Kind heulend vor der Person sitze, die mir eigentlich helfen sollte und die irgendwie völlig vergessen hat, in welcher Position sie mir gegenüber eigentlich ist. Ich habe es so satt, ich bin viel zu nett. Wieso steh ich nicht einfach auf und werf ihr den Tacker an den Kopf? Mir geht es seit Monaten eklig, da könnte ich doch auch mal jemanden mit einem Tacker bewerfen oder einem Locher. Mein Mann sorgt immerhin dafür, dass sie mich nicht zum hundertsten Mal unterbricht – sonst wäre alles völlig eskaliert. Und dann fällt ihr ganz spontan die Lösung ein – ich müsse zur Kur. Bestens gelaunt schickt sie mich zu einer Kurberatungsstelle. Ich frag noch nach, ob das nicht eigentlich lange dauert mit der Kurbeantragung und wieviel Sinn das denn jetzt noch macht und werde belehrt, ich bin schließlich schwanger, das muss natürlich schnell gehen. Als ich dann bei dieser Beratungsstelle lande wird ganz schnell klar, dass das natürlich völliger Schwachsinn ist. Die arme Frau fällt fast vom Stuhl. Sie hat Schnappatmung. Warum ich jetzt erst komme, ich hätte schon im dritten Monat kommen müssen. Sowas dauert (natürlich) und wie ich mir das denken würde (ich gar nicht). Sie kann sich gar nicht beruhigen, so aufgeregt ist sie. War ja irgendwie klar. Als ich vor dem Gebäude in der Sonne stehe denke ich mir nur, dass mich alle Mal am Arsch lecken können. Ganz ehrlich. So ein Theater und so unnötig – ich mach nicht mehr mit. Am liebsten würde ich meine Ärztin direkt anrufen und sie kurz anbrüllen. Hat sie ja schließlich auch gemacht. Inzwischen sind meine Werte eingetroffen und es ist klar, dass ich erstmal nicht wieder arbeiten gehen kann. Als nächstes steht die Feindiagnostik an und ich frage mich ernsthaft, ob ich da überhaupt hingehen kann. Nicht, dass ich ihr bei der Frage nach der Kur direkt ins Gesicht springe…

(Die Frage nach dem Arztwechsel wird sicher kommen: Tja, steht im Raum. Aber so mitten in der Schwangerschaft…? Dann wieder alles von vorn und ich hab die Nase gerade so voll von allem, ich will mich am liebsten um gar nichts kümmern. Ich will Namen aussuchen und Tragetücher anschauen und Stoffwindeln testen und und und …)

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